Vier Stunden hatte die Fahrt gedauert. Endlich kam Zoey in ihrem endgültigen Zuhause an. Als ich Susann kennenlernte, führte eins zum anderen; ehe ich mich versah, saß ich im Auto auf dem Weg zu einem Rastplatz. Susanns Freundin Sonja – gleichzeitig Pflegestelle für mehrere Hunde – und ich teilten uns die Strecke zwischen Düsseldorf und Hamburg. Sonja versorgte etwa schon vier Monate eine Hündin, die sich in dem kleinen Rudel allerdings nicht sehr wohl fühlte: Zoey. So fuhr Zoey zwei Stunden lang auf dem Schoß der Frau gebettet, die entscheidend dazu beigetragen hatte, dass die fuchsähnliche Hündin wohlbehalten aus dem Albtraum ihres vorigen Daseins entkam, bis sie schließlich mir übergeben wurde und weitere zwei Stunden verängstigt auf meinen Beinen ausharrte – stehend, sitzend, liegend; mit eingezogener Rute. Mein erster Gedanke, als ich Zoey sah: Winzig! Ich hatte vorher Fotos von ihr gesehen, dennoch kam sie mir erstaunlich winzig vor, als ich sie entgegennahm. |
![]() |
Drei Tage hatte es gedauert, bis Zoey beim Spazierengehen an der Leine, nicht mehr vor mir fortzulaufen versuchte, sondern neben mir herging. Sie hatte in dieser Zeit kaum getrunken oder gefressen; floh unter meinen Schreibtisch bei jedweder Annäherung, ging unruhig auf und ab und schlief tagsüber mit mindestens einem geöffneten Auge. In den nächsten Tagen und Wochen öffnete sich die ehemalige bulgarische Straßenhündin mir gegenüber immer mehr. Ihre Nahrung bekam sie nur von der Hand gereicht. Zuerst sträubte sie sich dagegen, doch sie begriff rasch, dass sie keine andere Wahl hatte. Nicht lange und Zoey hatte die Grundkommandos gelernt. Etwa anderthalb Monate und die Bindung zwischen uns und das gegenseitige Vertrauen waren groß genug, dass ich sie zum ersten Mal bei einem Spaziergang von der Leine befreite. Sie saß vor mir und blickte mit ihren bernsteinfarbenen Augen in die meinen; sie saß und wartete. Eine rasche Handbewegung: »Lauf!« Innerhalb weniger Sekunden war Zoey verschwunden. Ich konnte mein Lachen nicht zurückhalten, als der kleine braune Fleck auf dem Sandweg zwischen den Bäumen geradewegs auf mich zupreschte, weiterlief, kehrt machte, an mir vorbeiraste, zurückkam und aufgeregt herumbellte. Sie sprang auf, forderte mich zum Toben auf, hüpfte laufend durch die kalte Luft. Glück und Zufriedenheit. Zoey lebt heute fast drei Monate bei mir und ist geschätzt etwas über ein Jahr alt. Sie hat zwar keine Schwierigkeiten bei vorbeirasenden Fahrrädern am Wegesrand still sitzen zu bleiben, doch behagt ihr die Aufmerksamkeit Fremder noch immer nicht. Mit kleinen Hunden kommt sie problemlos aus, vor größeren, fremden Hunden behält sie Respekt. Auf chaotischeren Gebieten, wie Hundewiesen, neigt sie bei kleinsten Bedrängungen überstürzt davonzulaufen: eine unbeabsichtigte Einladung zum Katz-und-Maus-Spiel. Doch ich bin mir sicher, dass wir zusammen noch mehr Ruhe und Sicherheit in die Kleine bekommen. Danke Susann für deine Unterstützung und dass Zoey und ich durch dich und Sonja zueinander gefunden haben. Zoey und Dajana |